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- ENERGISCHER, FREUNDLICHER NATURBURSCHE MIT CLOWNESKEM CHARME
Die Meutenjagd auf den Fischotter: historische Zeugnisse
Der Fischotter wurde schon sehr früh unter Zuhilfenahme von Hundemeuten bejagt, wie schriftliche Zeugnisse seit dem 12. Jahrhundert belegen. Als früheste bekannt gewordene Erwähnung der Meutenjagd auf den Fischotter gilt allgemein ein Erlass König Johns (1199-1216) aus dem Jahr 1212. Hierin wird der Sheriff von Somersetshire aufgefordert, dem Otterjäger Ralph samt seinem Gehilfen Godfrey, 2 weiteren Knechten, 2 Pferden und 12 Otter-Hunden alles Nötige zur Verfügung zu stellen, solange dieser dort der Otterjagd nachgehe. Historisch belegt ist auch, dass König Edward I und König John I. (1100-1216) Otter-Hunde-Meuten besaßen. Aus der Zeit Edwards II. (1307-1327) existiert ein Bericht, den der "Huntsman" des Königs, William Twici, verfasst hat. Darin wird ein rauhaariger Hund erwähnt, der offenbar ein Zwischending zwischen einem "Hound" (Bracke) und einem Terrier war. Von Edward II. ist ebenfalls bekannt, dass er eine Meute von 12 Otter-Hunden und 2 Greyhounds besessen hat. Während der Regierungszeit Edwards III. (1327-1377) wurden die "Wasserhunde" des Prince of Wales, die die Flußläufe von Nordwales bejagten, auf öffentliche Kosten gehalten, die in Form einer jährlichen Abgabe (Kilgh Dourgon genannt) entrichtet wurden. Henry IV. hielt ebenfalls Otter-Hunde. Und in einem interessanten Dokument aus der Regierungszeit Henrys VIII. (1509-1547) wird die Ansicht vertreten, dass die Otter-Hunde zum öffentlichen Wohl gehalten werden. Darin werden alle Personen angewiesen, Thomas Hordern - dem Master der Königlichen Otter-Hounds -, dessen Mission es war, mit seiner Meute durch das Land zu reisen und Otter zu töten, wo immer seine Dienste benötigt würden, Unterstützung zu gewähren, wenn sie erforderlich sei. Aus einem Brief, den ein gewisser Sir Henry Savill im Jahr 1544 an seinen Cousin geschrieben hat, geht hervor, dass es in der Nähe von Plumpton einen OtterJäger gegeben hat, der sich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er mit seinen Otter-Hunden durch die Lande reiste und auf Anforderung und nach Bedarf Otter bejagte und fing. Die letzte Erwähnung der königlichen Otter-Hunde-Meute datiert in die Regierungszeit Charles II. (1660-1685) zurück. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde diese jedoch aufgelöst.
Der Fischotter und seine Bejagung
Der Fischotter war einst - bevor ihn übermäßige Bejagung, vor allem aber Gewässerverschmutzung und Verlust seiner Lebensräume nahezu ausrotteten - weithin über ganz Europa verbreitet. Er wurde in früheren Jahrhunderten in erster Linie deshalb bejagt und erbarmungslos verfolgt, weil er als Nahrungskonkurrent des Menschen galt, der der Fischereiwirtschaft großen Schaden zufügte. (Bis Mitte des 16. Jahrhunderts bildete Fisch einen besonders wichtigen Bestandteil menschlicher Nahrung.) Außerdem war sein Fell eine beliebte Kürschnerware. Hinzu kam, dass die Jagd auf den Otter ganzjährig erlaubt war - auch in der Zeit von April bis Ende September, wenn anderes Wild Schonzeit hatte. Das bedeutete, dass man beim Otter ganzjährig seinem "Jagdvergnügen" frönen konnte, so dass in späterer Zeit dieser Wassermarder durchaus teilweise auch aus "Sportgründen" sein Leben lassen musste. Auch die normannischen französischen Könige betrachteten es als eine Pflicht ihren Untertanen gegenüber, den Otter zu bekämpfen. Möglicherweise gelangte der Brauch der Otterjagd mit den Normannen zur Zeit der Eroberung nach England - und vielleicht auch schon die ersten französischen Hounds. Die Fischotterjagd mit der Meute, wie sie jahrhundertelang in England, früher vereinzelt aber auch in Deutschland, Österreich und Frankreich praktiziert wurde, stellt eigentlich ein trauriges Kapitel der Tier-Mensch-Beziehung vergangener Jahrhunderte dar und muss aus heutiger Sicht als grausam und unwaidmännisch bezeichnet werden. Schon Turberville hat in seiner um 1575 herum erschienenen "Arte de Venerie" detailliert beschrieben, wie der Otter seinerzeit bejagt wurde. OtterJagden begannen in der Regel sehr früh am Morgen noch vor Sonnenaufgang, wenn die Spuren noch frisch und nicht ausgetrocknet waren. Zur traditionellen Otterjagd traf man sich an einem Fluss, um die Hunde auf die Spur des Wassermarders anzusetzen. Die Otter-Hunde-Meute wurde gewöhnlich von einem "Master" angeleitet, der von einem "Huntsman" und mehreren "Whippers-in" unterstützt wurde. Letztere hatten die Aufgabe, durch "Tally-ho" und ähnliche Rufe die Hunde aufzuhetzen und anzufeuern. Die Verfolgung des Otters ging über weite Strecken und natürlich häufig durchs Wasser. Die Hunde folgten solange der Spur des Otters, bis sie diesen aufgestöbert hatten. Dann wurde er von der Meute bis zur äußersten Erschöpfung gehetzt und in die Enge getrieben, ggf. unter Mithilfe von Terriern aus seinem Unterschlupf gesprengt. Auf solche Art gestellt, wurde er schließlich von den Jägern mit dem Otterspeer - einer dreizackigen, widerhakenbesetzten Harpune - aufgespießt und getötet, falls er nicht zuvor schon "voreilig" den Hunden zum Opfer gefallen war. Später ging man dazu über, auch die Tötung des Otters den Hunden zu überlassen. Otter-Hunde-Meuten wurden vom 12.-17. Jahrhundert zunächst nur vom englischen Adel gehalten. Später wurden die Meuten auf Kosten von Aktiengesellschaften oder von privaten Meutebesitzern unterhalten. Ein Teil dieser Jagden wurde von professionellen reisenden Otterjägern ausgeübt, die mit ihrer Hundemeute innerhalb eines oft riesigen Areals auf Anforderung von Ort zu Ort zogen und gegen Entgelt den Otter bejagten. Die bekannteste davon war die des Mr. Lomax aus Lancashire, der über die Otterjagd von 1829 bis 1871 ein Tagebuch schrieb, das 1910 publiziert wurde. In der Regel bestand eine solche Otter-Hunde-Meute aus 8-20 sog. Koppeln (= 16-40 Hunden), bisweilen aber auch aus mehr als 50 Hunden. Im Jahr 1790 wurde die erste "Otterhunt" (Culmstock Otter Hunt) ins Leben gerufen, mit Zwingern, speziellen Jagduniformen und einem bestimmten abgesteckten Jagdbezirk. Im Jahr 1825 folgte die Dartmoor Otter Hunt.
Zur Otterjagd verwendete Hunde
Obwohl die Jagd auf den Otter unter Verwendung von Hundemeuten seit dem 12. Jahrhundert schriftlich belegt ist und über die Jahrhunderte hinweg immer wieder beschrieben wird, wird dabei nicht allzu oft näher auf die hierbei verwendeten Hunde eingegangen. Zwar findet sich in der jagdlichen Literatur schon früh der Begriff "Otter-dogges" und später (erstmals im Jahr 1422) die Bezeichnung "Otter-hounds", aber nichts weist darauf hin, dass es sich dabei um eine bestimmte Rasse handelte und schon garnicht um die rauhhaarigen, großen, stämmigen Otterhounds, wie wir sie heute kennen. Die Otterjagd war zwar populär, aber doch nicht von so großer Bedeutung, dass man es für nötig erachtete, eine speziell für diesen Zweck geeignete, einheitlich aussehende Hunderasse herauszuzüchten. Wahrscheinlich bestanden die mittelalterlichen "Otter-Hunde"-Meuten aus einem bunten Sammelsurium verschiedener Rassen, Schläge und Größen von Hunden. Es waren einfach "Hunde, die den Otter jagten" - alle möglichen Hunde, die physisch und psychisch imstande waren, die anstrengende Wasserjagd mit ihren hohen Anforderungen an Schneid, Robustheit, Ausdauer, Kälte- und Nässeempfindlichkeit durchzustehen. Eine ganze Reihe von Autoren beschreiben über die Jahrhunderte hinweg die unterschiedlichsten Hundetypen, die zur Otterjagd in England und Wales Verwendung fanden, in der Regel wohl Terrier und verschiedene Brackentypen sowie Kreuzungen davon. Nach dem 1575 erschienenen Standardwerk Englishe Dogges von Dr. CÄIUS wurden Bluthunde zur Otterjagd verwendet (die damals allerdings noch keine definierte Rasse waren). Markham erwähnt 1611, dass die weißen Hunde bzw. die weißen mit schwarzen Flecken jegliche Beute herausragend gut bejagten sowohl im Wasser wie auch in dichtem Bewuchs, darunter auch den Otter. Weitere Zitate nennen kleine und große rauhaarige Terrier, talbotartige (Talbot = Abkömmling des weißen St. Hubertushundes) Hunde, rauhaarige Welsh Harrier, Foxhounds und alte englische Wasserhunde (Water Spaniels) sowie nordfranzösische Chiens de Bresse. Nahezu übereinstimmend ist bei vielen Autoren immer wieder vom weißgescheckten stattlichen und bedächtigen Southern Hound die Rede, der noch bis kurz vor der Jahrhundertwende in England rein gezüchtet wurde und zuletzt noch in Devonshire in Gebrauch war. Mit einiger Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass die Vorfahren des modernen Otterhounds zwischen 1575 und 1725 aus den o.g. Rassen entstanden, jedoch noch keiner einheitlichen Rasse zuzuordnen waren.
Entstehung des modernen Otterhundes: vom Otter-hound zum Otterhound
Der Otterhound in seiner heutigen Gestalt muss zweifellos als ein Produkt des 19. Jahrhunderts bezeichnet werden. Sein Werdegang lässt sich nicht weiter als bis etwa ins Jahr 1880 zurück verfolgen. Mit den mittelalterlichen "Otter-Hunden" hat er nur noch wenig gemeinsam. Seine Neuschöpfung steht in engem Zusammenhang mit Veränderungen in der Jagdweise. Jarhhundertelang war es üblich gewesen, den Otter mit dem Wurfspeer zu töten, der von den am Ufer des Baches oder Flusslaufes anstehenden Jägern auf den von den Hunden müde gehetzten Otter geschleudert wurde, wenn dieser zum Luftschöpfen an die Wasseroberfläche kam. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts entschied man, den Gebrauch des in Verruf geratenen Otterspeeres abzuschaffen und die gesamte Jagd inklusive Abwürgen der Beute den Hunden zu überlassen. Den Tod des bejagten Otters sah man nicht mehr unbedingt als wichtigstes Ziel der Jagd an, eher dagegen das genaue Ausarbeiten der Spur durch die Hunde. Innerhalb der eigenen Reihen der damaligen englischen Otterjäger entstanden jedoch recht bald Meinungsverschiedenheiten über die zu diesem Zweck zu verwendenden Hunderassen. Zahlreiche Jäger fanden keinen Gefallen an dem heftigen, fanatischen und rastlosen Jagdstil von Hunden wie dem English Foxhound, dem rauhaarigen Welsh Foxhound und allerlei Kreuzungsprodukten derselben. Hunde dieses Typs gönnten dem Otter keinen Moment der Ruhe und veranlassten ihn zu wilder Flucht, bei der ihm der geringste Manöverfehler zum Verhängnis werden konnte. Die Mehrzahl der Jäger bevorzugte daher Hunde wie den Bloodhound und den legendären Southern Hound (einen inzwischen ausgestorbenen über 60 cm großen, langsamen Hubertushundeabkömmling und Blutsverwandten des Chien Blue de Gascogne und anderer nordfranzösischer Laufhunderassen). Beide galten als ruhige, bedächtige Rassen mit einem formidablen Riechvermögen und einer ziemlich tiefen, wohlklingenden Stimme (sog. Geläute). Verglichen mit den in jeder Hinsicht stahlharten Foxhounds konnten diese Hunde allerdings physisch und psychisch nicht mithalten, und außerdem fehlte ihnen eine gegen Kälte und Nässe gut isolierende und gegen Ufergestrüpp schützende Behaarung. Um diese Nachteile auszugleichen, kreuzte man den Welsh Foxhound oder Welsh Harrier (einen dem English Foxhound typ- und größenmäßig ähnlichen, aber rauhaarigen, meist lemon- und weißgescheckten Hound) ein sowie andere rauhaarige Bracken (Griffons), die aus Frankreich importiert wurden. Im Jahr 1869 hat ein Master of Otterhounds 2 Grand Fauve de Bretagne erworben, die zuvor auf der National Dog Show in Islington ausgestellt worden waren, und diese in seinen Zuchtstamm eingekreuzt. In diesem Zusammenhang muß der Comte Le Couteulx de Canteleu als wichtigste Kontaktperson erwähnt werden. Denn er war es, der zwischen 1865 und 1870 regelmäßig junge Griffons Nivernais (Nachfahren der grauen Hunde Ludwigs des XIV.) nach England exportierte. Auch berichtet er über das Kreuzungsprodukt eines kurzhaarigen Chien Vendeen mit einem rauhhaarigen Griffon, welches er einem schottischen Master of Hounds geschickt hat. Des weiteren ist bekannt, dass er im Jahr 1870 mehrere Griffons de Bresse an Mr. Waldron Hill, einen Master of Otterhounds in East Lothian, gesandt hat. Im gleichen Jahr, während des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871) verkaufte er sogar seine komplette Griffon Nivernais-Meute an Mr. Carnaley Forster - vermutlich, um zu verhindern, dass seine Jagdhunde in die Hände deutscher Offiziere fielen. In Anbetracht seiner zweiten Vorliebe auch für den Griffon Vendeen kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass auch Exemplare dieser Rasse ihren Weg nach England gefunden haben und bei der Herauszüchtung des modernen Otterhounds beteiligt waren. Mr. Carnaley Forster gab alle Hunde an seine Stieftochter Lady Mary Hamilton weiter, die diese schließlich im Jahr 1906 an diverse Masters of Otterhounds weiterverkaufte. Hunde mit französischen Griffonblut kamen jedenfalls in mehreren großen Meuten zum Züchterischen Einsatz und trugen unzweifelhaft zur relativen Vereinheitlichung der otterjagenden Hunde Englands im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts und damit zur Herauszüchtung des Otterhounds modernen Typs entscheidend bei. Die Annahme, dass der Otterhound das rauhe Haar französischen Rassen und dem Welsh Harrier verdankt, liegt jedenfalls näher als die einer Terriereinkreuzung. Der Scheckungsfaktor scheint ebenfalls über den Welsh Foxhound sowie die frühe Einkreuzung eines Grand Francais Blanc et Noir in die Rasse gelangt zu sein.
Otterhound-Meuten damals und heute
Von ca. 1870 bis zum Beginn des 1. Weltkrieges entstanden zahlreiche Otter-Jagdmeuten. Im Jahr 18 89 begannen Mr. Wilson Davidson und Mr. D.J. Bell-Irving, zusammen mit einer kleinen Gruppe weiterer Liebhaber, mit dem Aufbau der sog. Dumfriesshire Otter Hound-Meute. Nach einer kurzen Anlaufperiode ging diese Meute in den Privatbesitz der Bell-Irving-Familie über. Die Hunde zum Aufbau dieser Meute wurden aus verschiedenen anderen Meuten rekrutiert. Dabei hatten die Begründer dieser Meute von Anfang an einen ganz bestimmten Typ von Otterhound vor Augen. Als Zuchtziele hatten sie sich gesetzt: ein raues Wasser abstoßendes Fell, eine extrem gute Nasenveranlagung, eine tiefe, heulende Stimme und eine größere Schulterhöhe als beim Ausgangsmaterial (Hündinnen 20-26 Inch und Rüden bis 27 Inch), damit die Hunde auch in tieferem Wasser noch waten konnten anstelle von schwimmen zu müssen. Und es ist ihnen in der Tat gelungen, in dem relativ kurzen Zeitraum von knapp 15 Jahren einen sich einheitlich vererbenden Typ herauszuzüchten: den Dumfriesshire Otterhound oder "echten Otterhound" ("the true Otterhound"}. Um dieses Ziel zu erreichen, importierte Colonel Joynson aus Frankreich eine Grand Griffon Vendéen -Hündin namens FRIVOLE. Diese Hündin wurde mit einem Bloodhoundrüden angepaart. Dieser Verbindung entstammte BOATMAN, ein großer rauhaariger black- und tanfarbiger Rüde, der sowohl vom Exterieur wie auch von seiner jagdlichen Veranlagung her genau den gewünschten Vorstellungen entsprach. Dieser Rüde BOATMAN wurde zum Stempelrüden der modernen Rasse - und praktisch jeder Otterhound des Dumfriesshire-Kennels läßt sich in direkter Blutlinie auf diesen Stammrüden zurückführen. Zwar sind von Zeit zu Zeit Aufkreuzungen mit Welsh Hounds und Foxhounds erfolgt, aber zweifellos haben Southern Hound, Bloodhound und Französische Griffons der Rassen Griffon Nivernais und Griffon Vendéen die Basis gelegt für die Erzüchtung des modernen Otterhounds, so, wie wir ihn heute kennen. Auch nach dem 2. Weltkrieg, als es nur noch sehr wenige überlebende Otterhounds in England gab, wurden nachweislich erneut Griffon Nivernais, Bluthund, Welsh Hound und Foxhound eingekreuzt, um die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren. Ziemlich schnell fanden die "true Otterhounds" des Dumfriesshire Kennels ihren Weg in andere Meuten. Obwohl der Otterhound zu keiner Zeit eine häufige Rasse war, kann man das späte 19. Jahrhundert und die Jahrhundertwende als Blütezeit der Otterjagd und damit auch des Otterhundes bezeichnen. Zu dieser Zeit gab es in England rund 20 Meuten mit jeweils 20-50 Hunden. Jede dieser Meuten bejagte eine Grafschaft oder ein bestimmtes Gewässereinzugsgebiet und wurde entweder nach der Gegend oder nach dem Begründer oder Eigner benannt. Im Jahr 1904 verwendeten nur 4 von insgesamt 23 eigens für die Otterjagd gehaltenen Meuten reingezogene Otterhunde; 13 setzten sich aus Foxhounds, Otterhounds und Welsh Foxhounds zusammen; die restlichen 6 beinhalteten keine Otterhounds. Und bei Ausbruch des 1. Weltkrieges setzten sich lediglich 2 von 21 Otter-Hunde-Meuten ausschließlich aus Otterhounds zusammen: die Dumfriesshire und die Buckinghamshire Otter Hunt. Die restlichen 19 Meuten bestanden aus einer Kombination von überwiegend English und Welsh Foxhounds sowie Kreuzungstieren mit einigen Otterhounds als Spezialisten für kalte Spuren darunter. Die Foxhounds züchtete man in der Regel selbst, während die Otterhounds von den beiden weiter o.g. Meuten bezogen wurden. Die Buckinghamshire Hunt schwenkte später zu überwiegend Foxhounds über, während eine weitere Meute - die Kendal and District Hunt (begründet 1922) - nach dem 1. Weltkrieg komplett auf reingezüchtete Otterhounds setzte. Neben der Dumfriesshire Meute, die in Schottland jagte, war eine der bekanntesten die Hawkstone Meute (begründet 1869) des Honourable Geoffroy Hill, die in einem Zeitraum von 20 Jahren (von 1870 bis 1890) insgesamt 704 Fischotter zur Strecke brachte, im Jahr 1881 allein deren 62. Von der äußeren Erscheinung her ein kräftiger, athletisch gebauter und durchtrainierter Hüne von über 6 Fuß Körperlänge, war der Otterjäger Hon. Geoffrey Hill dafür bekannt, dass er mit seinen Hunden weite Strecken zu Fuß zurücklegte und dass diese unter perfektem Appell standen. Er führte seine Hunde mit äußerster Ruhe; eine Handbewegung ihres Meisters reichte aus, um die gesamte Meute an jede beliebige Stelle zu beordern. Er jagte mit ihnen in Shropshire, Staffordshire, Cheshire und Wales. Berühmt wurde auch die Meute des Squire Lomax of Chlitheroe, die um 1860 herum jagte. Sie galt als die besttrainierte Otterhound- Meute, die es jemals gegeben hat. Diese Hunde waren so hervorragend ausgebildet und geführt, dass sie alle auf kleinste Handzeichen ihres Führers gehorchten. Dem Squire war die Art und Weise, wie seine Hunde jagten, wichtiger als der Jagderfolg. Als um das jähr 1870 herum wegen Tollwutverdachts alle seine Hunde bis auf 3 getötet werden mussten, gab er auf. Er verzichtete darauf, je wieder eine neue Gruppe aufzubauen, da er fürchtete, nie mehr die Vollkommenheit seiner alten Meute zu erreichen - und anders wollte er nicht vor die Öffentlichkeit treten. Vor mehr als 100 Jahren wurden auch in Deutschland englische Otterhunde gehalten, gezüchtet und jagdlich geführt. Die Gebrüder Schmidt aus Norddeutschland betrieben die Jagd auf Otter professionell in ganz Deutschland und Österreich. Etwa zur gleichen Zeit importierte ein Förster Bernhard (t) 4 Otterhunde nach Kupferhütte im Harz, welche ihm das preußische Landwirtschaftsministerium finanzierte und mit denen er bis 1887 rund ein Dutzend Otter im Harz und Solling erjagte. Auch Österreichs Kronprinz Rudolf besaß um die Jahrhundertwende eine Otterhundemeute, ebenso der ungarische Graf Migazzy und Rittergutsbesitzer Sperber aus Weimar. Im Jahr 1970 existierten nur noch 2 reine Otterhound Meuten unter insgesamt 12 Meuten in Großbritannien. Die bis 1977 verbliebenen 8 Meuten jagten überwiegend mit Foxhounds, denen aber stets einige Otterhounds untergemischt wurden, zum einen wegen ihrer besseren Nase und zum anderen wegen ihres wundervollen Spurlautes. In Anbetracht des nicht sehr großen Ausgangsmaterials an rein gezüchteten Otterhunden verwundert es nicht, dass in den Otterhound- Meuten viele Hunde relativ eng miteinander verwandt sind. Die Möglichkeit, der Rasse neues Blut zuzuführen, z.B. über die Einkreuzung von Welsh Foxhounds, hatte in der Vergangenheit wiederholt zu nicht recht zufrieden stellenden Resultaten geführt, weshalb man davon wieder Abstand nahm. Man suchte deshalb nach anderen Wegen. Als Captain Bell-Irving, der Master der Dumfriesshire Hunt, in den 70er Jahren erstmals Otterhunde auf einer amerikanischen Schau richtete, fielen ihm die Vertreter der dort bereits seit den 20er Jahren gezüchteten Rasse sehr positiv auf, obwohl diese überwiegend nicht jagdlich geführt wurden. Im Jahr 1975 wagte man das Experiment und importierte einen vierjährigen Rüden, Ch. ANDEL LITTLE BIG MAN, der sich schon in den USA als hervorragender Vererber bewährt hatte, nach Schottland. Dieser Rüde war für britische Begriffe ziemlich groß und von blaugrauer Farbe. Seine jagdlichen Qualitäten waren unbekannt. Aber schon in seiner ersten Jagdsaison mit der Dumfriesshire Otter Hunt bewies dieser Ex-Schauhund, was in ihm steckte, und seine Nachkommen stellen inzwischen eine Verheißung für die Zukunft dar. In England und Wales wurde ab Januar 1978 und in Schottland ab 1980 (1982) der Fischotter unter Schutz gestellt, nachdem seine Bestände drastisch zurückgegangen waren. Zu diesem Zeitpunkt existierten noch 2 registrierte Jagdmeuten, die komplett aus reingezüchteten Otterhounds (insgesamt ca. 100 Individuen) bestanden: die Dumfriesshire- Meute und die Kendal- and District- Meute. Diese Jagdmeuten waren damit arbeitslos geworden. Etliche Hunde wurden aus diesem Grund getötet. Aber schon bald begann man, nach alternativen Lösungen zu suchen, um die Rasse vor dem Untergang zu retten. Im Jahr 1979 wurde eine Rassevereinigung (Otterhound Club) gegründet mit Captain Bell-Irving, dem Master der Dumfriesshire Hunt, als erstem Vorsitzenden und Mr. Hollins-Gibson, dem Master der Kendal- and District- Meute, als Sekretär und Schatzmeister. Ein erster Standard wurde formuliert, womit der Einzug des Otterhound in die Schauwelt begann. Die Hunde aus der im April 1978 aufgelösten Kendal- Meute wurden an Züchter in verschiedenen Teilen des Landes gegeben, und Hunde aus den oben genannten. beiden Zuchtstätten wurden für einen Zeitraum von zwei Jahren vom Kennel Club kostenlos registriert. Der erste Hund, der sich seine Sporen im Schauring verdiente, hieß KENDAL NIMROD und ging 1979 auf der Crufts aus der Hound- Gruppe als Reservesieger hervor. Der Hund, der vom Otterhoundclub auserwählt wurde, den Standard zu illustrieren (KENDAL TESTA), stammte von einem Dumfriesshire- Rüden und einer Kendal- Hündin ab. Inzwischen gibt es in England mindestens ebenso viele Schauhunde wie Arbeitshunde. Jedoch besteht ein reger züchterischer Austausch zwischen Schau- und Arbeitslinien. Es werden z.B. sogar Welpen, die aus Schaulinien stammen, in die Dumfriesshire- Meute aufgenommen, um auf Nerze zu jagen. Einige Züchter jagen darüber hinaus selber auf Nerze. Man achtet sehr auf den Erhalt der Arbeitseigenschaften wie auch auf die für diesen Zweck notwendigen Exterieurmerkmale wie z.B. das Wasser abstoßende harsche Fell. Auch die Dumfriesshire- Meute wurde im Jahr 1984 zersplittert und die Hunde an diverse Züchter weitergegeben.
Verbreitung
Schon um die Jahrhundertwende gelangte der Otterhound nach Österreich, Ungarn, Frankreich, China und in die USA. In England existierten 1988 ca. 400 Otterhounds, wobei jährlich rund 35 Welpen fielen. In den Niederlanden gab es 1988 ca. 30 Otterhounds, die als Haushunde gehalten wurden Kweb- Meute In Amerika, wohin die ersten Otterhunde schon im Jahr 1910 gelangt sind, und Kanada gab es Ende der 80er Jahre ca. 300 Otterhunde, wobei jedes Jahr ungefähr 35 neue Hunde (4-7 Würfe) registriert werden. Auch in Amerika ist der Fischotter inzwischen geschützt. Jedoch hat der Otterhound sich dort ersatzweise unter anderem. zur Jagd auf Waschbär, Nerz, Puma und Bär hervorragend bewährt. Mittlerweile findet man Vertreter dieser Rasse in mehr oder weniger großer Anzahl in Kanada, Neuseeland, Australien, Finnland, Schweden, Dänemark, Frankreich, Holland, Belgien, Österreich, Schweiz, Portugal und in der BRD. Nachdem der derzeitige Weltbestand an reingezüchteten Otterhunden bei rund 1000 Individuen oder wenig mehr liegen dürfte - von denen die meisten in Großbritannien und den USA leben - teilt der Otterhound das Schicksal seiner einstigen Jagdbeute und muss wie diese gewissermaßen als bedrohte Spezies bezeichnet werden.
Eigenschaften und Verwendung
Der Otterhund ist ein ziemlich großer, kräftiger und sehr rustikal ausschauender Hund, der auf den ersten Blick wie ein überdimensionales, zottiges Plüschtier wirkt. Sein vertrauenerweckendes Äußeres und seine menschenfreundliche Art dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man es hier mit einem Vollblutjagdhund zu tun hat, der, neben stark ausgeprägter Jagdleidenschaft und angeborenem Wildinteresse, über eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit verfügt. Bevor man sich einen Otterhund anschafft, sollte man sich genau informieren, auf was man sich einlässt. Für Anfänger in der Hundehaltung gibt es wahrlich leichter zu haltende Rassen. Ganz gewiss kann man den Otterhund nicht als von Natur aus gehorsamen oder leicht zu erziehenden Hund bezeichnen. Man muss schon einiges an Zeit. Mühe und Nerven investieren, um aus ihm einen angenehmen Gefährten und Familienhund zu machen. Fortschritte im Gehorsam kommen bei ihm nicht automatisch, und im Falle eines Otterhundes kann man wirklich behaupten, dass man schlussendlich den Hund bekommt, den man verdient. Persönlichkeit und besondere Eigenheiten dieser Rasse sind leicht zu verstehen, wenn man sich vor Augen hält, wofür dieser Hund ursprünglich gezüchtet und verwendet wurde. Die Jagd auf den Otter erforderte einen unempfindlichen, sehr beständig und ausdauernd arbeitenden Hund, der die Spur seines Beutetieres über Stunden und über viele Meilen hinweg auch unter schwierigen Bedingungen zielstrebig verfolgte. Ähnlich wie der Bloodhound, dessen Blut in seinen Adern fließt, gilt er als besonders feinnasiger Hund und damit als Spezialist für kalte Spuren (= mindestens 6-10 Stunden alte, oft noch wesentlich ältere Spuren), die er präzise, ja geradezu pedantisch nacharbeitet, bis er auf eine frische Spur stößt. Ein guter Otterhund geht dabei quasi methodisch vor: Er sucht nach einer Spur und gibt kurz ein- oder zweimal Laut, wenn er sie gefunden hat. Kommt er auf eine frische Fährte, wird er überaus eifrig und verfolgt diese mit perfektionistischer Beharrlichkeit über Land, durchs Wasser und wieder über Land. Eine Otterhund-Meute, die eine frische Spur verfolgt, jagt spurlaut. Das weithin hörbare Brackengeläute einer jagenden Otterhund-Meute wird von nahezu allen Jägern als spezielles Jagdvergnügen, als "Musik" empfunden, der nichts andere gleichkomme. Man darf nie vergessen, dass es erst rund 20 Jahre her ist, dass Otterhunde praktisch ausschließlich als Arbeitshunde in großen Meuten und in Zwingern gehalten wurden. Quasi über Nacht wurden sie dann Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre in eine neue Rolle als Schau- und Familienhunde hineinkatapultiert - ein Wechsel, den man im Menschenbereich mit einem "Kulturschock" vergleichen könnte und der in der Folge zum Teil andere Selektionsbedingungen erforderte als die ausschließlich jagdlich orientierte Zucht. Hobbyzüchter haben in diesen 2 Jahrzehnten zielbewusst auf ein zugängliches, angenehmes Wesen hin gearbeitet und dabei sehr gute Erfolge erzielt. Dass sich der Otterhund dennoch schwer tut, das "uneingeschränkte Familienhunde-Etikett" ausgestellt zu bekommen, hängt damit zusammen, dass er größere Ansprüche an seine Besitzer stellt als andere, leichter und einfacher zu haltenden Rassen. Nicht, dass ein Otterhund ständig die Aufmerksamkeit seiner Besitzer fordern würde, aber er verlangt nach körperlicher und geistiger Aktivierung. Otterhunde benötigen ein gehöriges Maß an körperlicher Bewegung und Auslastung, insbesondere, wenn sie jung sind. Sie haben Freude an der Bewegung, möchten weit und ausdauernd laufen, und das möglichst oft. Man sollte mit ihnen entsprechend lange Spaziergänge, Waldläufe oder Fahrradtouren unternehmen. Leider ist es oft schwierig, sie von der Leine zu lassen, da ihr Trieb, einer Spur nachzugehen, oft stärker ist als der Befehl zu gehorchen, weshalb man sie nicht immer und überall frei laufen lassen kann. Ein eingezäunter Hof oder Garten ist deshalb bei dieser Rasse schon fast ein Muss, damit sie nicht zum Stromer und Wilderer wird. Otterhunde benötigen Raum und Möglichkeiten, ihre Neugier und Energiegeladenheit abzureagieren. Als Jagdhunde mit der Fähigkeit, sowohl hart als auch lange zu arbeiten, sollte man ihre Ressourcen nicht brachliegen lassen, sondern sinnvoll und zu beiderseitigem Vergnügen nutzen. Diese Hunde wollen ihre Nase einsetzen - und sollten dies auch tun können. In England werden Otterhunde nach Verbot der Otterjagd ersatzweise zur Jagd auf Nerze und Bisamratten eingesetzt. Eine Meute in den Niederlanden (Kweb-Meute) wird auf einer künstlichen Fährte trainiert und für Schauvorführungen verwendet. Der phänomenale Geruchssinn dieser Hunde kommt z.B. bei der Schweißarbeit voll zur Geltung, wobei insbesondere in Norwegen, Finnland und Dänemark schon etliche Otterhunde entsprechende Championate gewonnen haben. Falls eine jagdliche Betätigung nicht möglich ist oder nicht angestrebt wird, sollte man - am besten noch vor Erwerb eines Otterhundes - über mögliche Alternativen nachdenken, die man seinem Hund bieten kann. Eine hervorragende Möglichkeit der Ersatzbeschäftigung besteht in der Suche nach Menschen, wie sie nach dem Vorbild des American Man-Trailing bereits in England und der Schweiz mit gutem Erfolg praktiziert wird. In Amerika werden Otterhunde auch als Therapiehunde eingesetzt. Andere Otterhunde arbeiten im Breitensport, z.B. im Bereich Agility, Flyball, Turnierhundesport, als Fährtenhund, Rettungshund und bei Gehorsamkeitswettbewerben. Periodische Arbeitsphasen, in denen sie sich hart und intensiv abrackern und ihr Bestes geben - unterbrochen von Entspannungspausen, in denen sie wenig unternehmungslustig sind - waren die Voraussetzungen, unter denen Otterhunde jahrhundertelang gelebt .und gedient haben und entspricht auch heute noch ihrem Naturell. Generell erfordert die Ausbildung eines so selbstbewussten und selbständigen, dabei aber hochsensiblen Meutenjägers Fingerspitzengefühl, Geduld und Flexibilität. Die meisten Otterhunde erweisen sich als in der Führung ziemlich "weiche" Hunde, die auf scharfe, harte Korrekturen verwirrt reagieren. Das beste Resultat erzielt man, wenn man sie mit weicher, aber äußerst konsequenter Hand erzieht - "mit eiserner Faust im Samthandschuh". Wer die Eigenschaften Geduld, Konsequenz und Humor nicht in ausreichendem Maße besitzt, wird mit einem Otterhund in der Regel nicht glücklich werden. Diese Hunde scheinen oft selber eine "humorvolle Ader " zu besitzen. Hinter ihrem würdevollen, manchmal auch melancholisch-traurig wirkenden Blick schlummert ein fröhliches Kinderherz, das nur zu gerne völlig spontan die Rolle des "Gruppenclowns" übernimmt und' mit Hingabe spielt. Otterhunde verstehen es, ihren ganzen Charme und ihre ganze Energie einzusetzen, um Dinge zu erreichen, die sie gerne haben wollen, z.B. einen Leckerbissen vom Kaffeetisch. Sie sind schlau, phantasievoll und einfallsreich, wenn es darum geht, Wohnungs- und Gartentüren zu öffnen oder sogar Kühlschranktüren. Und sie haben stets eine Menge eigener Ideen, wie eine bestimmte Handlung auszuführen ist. Was Fressen anbelangt, sind sie nicht wählerisch. Sie fressen alles (auch Katzen- oder Wellensittichfutter}, und zwar sofort, und sie neigen dazu, vom Tisch zu stehlen - was ihnen bei ihrer Größe nicht schwer fällt. Überhaupt geben sie sich am ehesten für einen Leckerbissen her - und ein Stück Kuchen oder Gebäck ist eine sichere Abkürzung auf dem Weg zum Herzen eines Otterhundes. Beim Trinken haben viele Otterhunde die Eigenheit, ihr Nasen oder fast den ganzen Kopf unter Wasser zu stecken. Ganz große Pluspunkte dieser Rasse sind ihre absolute Menschenfreundlichkeit und Verträglichkeit mit Artgenossen und anderen Tieren. Otterhunde gelten als hervorragende Kinderhunde, deren Geduld mit Kindern bis ins Unendliche reicht. Für sehr kleine, noch wacklig auf den Beinen stehende Kleinkinder können sie allerdings zu ungestüm und temperamentvoll sein. Da Otterhunde herkömmlicherweise in Meuten, und zwar in sehr großen Meuten, gehalten wurden, ist bei ihnen eine Selektion auf sehr gute Sozialverträglichkeit erfolgt. Otterhunde suchen mit Artgenossen primär keinen Streit und entziehen sich Raufereien, solange es irgend geht. Auch Rüden gelten, von seltenen Ausnahmen abgesehen, als sehr verträglich untereinander. Sie spielen lieber mit Artgenossen - und das bis weit ins Alter hinein. Sogar ältere Rüden tummeln sich gerne mit jüngeren Hunden und pflegen einen gelegentlichen Streit rasch wieder zu vergessen. Sie vertragen sich auch gut mit allen anderen Haustieren wie Schafen, Enten, Hühnern, Katzen usw., wenn sie mit diesen aufwachsen oder sorgfältig an diese gewöhnt werden. Bereitwillig nehmen sie fast alle zwei- und vierbeinigen Familienmitglieder in ihre "Meute" auf. Da sie absolute Meutehunde sind, ist es sowieso besser, sie nicht alleine zu halten. Wenn es irgend möglich ist, sollte man ihnen mindestens einen weiteren Artgenossen zugesellen. Das Alleine- Zuhause- Bleiben kann bei einem einzeln gehaltenen Otterhund Probleme machen, besonders dann, wenn es nicht systematisch und bewusst eingeübt wurde. Alle Meutehunde neigen dazu, in Verlassenheitssituationen mit Bellen und Heulen, ja sogar mit Unsauberkeit bis hin zu Zerstörungswut zu reagieren, was für Wohnungseinrichtung und Nachbarschaftsverhältnisse fatale Folgen haben kann. Je älter ein Otterhund wird, desto ruhiger, besonnener und gemütlicher gibt er sich - zumindest innerhalb des Hauses. Wie viele große Rassen gilt er als Spätentwickler. Draußen, in freier Natur, lebt er jedoch sein ganzes Temperament aus. Dort bleibt er bis ins hohe Alter fröhlich, verspielt, energisch und …. Junge Otterhunde pflegen dagegen ihre Besitzer während der ersten Lebensjahre einer beinharten Prüfung zu unterziehen. Insbesondere junge Rüden versuchen gerne, sich in der Familienhierarchie nach oben zu arbeiten. Dieser Tendenz muss man rechtzeitig entgegenwirken, damit nicht später unerträgliche Situationen entstehen, die ein Zusammenleben erschweren oder sogar verunmöglichen. 2-3 jährige Rüden, die infolge zu lascher Führung gelernt haben, den Ton anzugeben und auf der Rangleiter ein paar Stufen zu hoch geklettert sind, sind oftmals nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr zu korrigieren und werden zu echten "Problemhunden". Seine große Selbständigkeit wird dem Otterhund oft als Dickköpfigkeit oder Sturheit ausgelegt.
Training und Ausbildung
dieser Hunde erfordern Geduld und Flexibilität. Man muss imstande sein, ggf. verschiedene methodische und pädagogische Ansätze auszuprobieren und zu kombinieren, um Fortschritte zu erzielen.Der Otterhund schlägt zwar bei ungewöhnlichen Geräuschen wuffend an und kann deswegen sowie auf Grund seiner respekteinflößenden Größe und seines abschreckenden Brüllgebells als Wachhund fungieren, aber als Schutzhund ist er ungeeignet, da er alle Menschen freudig begrüßt, ggf. auch den Einbrecher. Otterhunde sind für ihre tiefe, melodische, weittragende Stimme bekannt, die sie auch gerne einsetzen, obwohl die Freude am Bellen unterschiedlich ausgeprägt ist. Es gibt lautfreudige Hunde und andere, die eher ruhig sind. Darüber hinaus zeichnen sie sich durch ein breites Repertoire an Lauten aus: Sie können grunzen, seufzen und brummen, und das in allen möglichen Variationen und Tonlagen. Auch sind Otterhunde talentierte "Sänger", die sich leicht dazu aktivieren lassen, mit anderen Otterhunden oder mit Menschen zusammen einen "Chorgesang" anzustimmen. Besonders stimmfreudige Otterhunde neigen dazu, bei allen möglichen Gelegenheiten ihre Stimme zu erheben und ihren Seelöwengesang anzustimmen - bisweilen mit einer Beharrlichkeit, die die Heilsarmee in den Schatten stellt. Otterhunde haaren nicht stark. Einmal wöchentliches Bürsten oder Kämmen reicht aus, um das Fell am Verfilzen und Verknoten zu hindern. Zu bedenken ist aber, dass sie mit ihren großen behaarten Füßen und ihrem zotteligen Strubbelfell zwangsläufig eine Menge Dreck, Wasser, Eis- und Schneeklümpchen sowie Pflanzenteile ins Haus tragen. In ihrem Bart und an den Spitzen ihrer langen Ohren verfangen sich gerne Futterreste, Wasser usw., was nicht immer gerade appetitlich ist. Wie bei allen Schlappohrhunden sollten die Ohren regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls gesäubert werden. Otterhunde haben für ihre Größe eine relativ hohe Lebenserwartung, die im Schnitt bei 10 bis 13 Jahren liegt, wobei einzelne Hunde 15 Jahre und älter werden. Sie gelten als gesundheitlich robust. An rassebedingten Krankheitsdsipositionen wurden neben HD Neigung zur Magendrehung, cebaceous cysts, Epilepsie und bleeding disorders bekannt.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Slembrouck
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